CLAUDIA KURSAWE JOURNALISTIN
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Aus dem Paradies geworfen zu werden...

5/6/2015

 
 – was für eine grausame Vorstellung. Und doch kennen wir dieses Unglück seit unserer Menschwerdung. Wer sich jetzt auf das Dach der Bundeskunsthalle in Bonn begibt, erlebt, wie spielerisch und witzig der „Ärger im Paradies“, so der Sinn gebende Titel der neuen Ausstellung, sein kann. Die Installationen zeitgenössischer Künstler sprühen vor Einfallsreichtum. Kanarienvögel dürfen zum Beispiel über den Kunsttempel fliegen. Aber nur, wenn sie dabei im dafür wie ein Looping gespannten Maschendrahttunnel bleiben. Dirigierte Natur gleich Kultur?

Aus dem Munde des Museumsdirektors Rein Wolfs, der zusammen mit Susanne Klein die Ausstellung konzipiert hat, klingt das so: „Ärger im Paradies sucht bewusst die Reibung, aber auch die Verführung und Verlockung durch die Reize natürlichen Wuchses.“  14 internationale Künstler provozieren mit ihren Installationen zu neuen Sichtweisen und stellen den angeblichen Widerspruch zwischen Natur und Kultur in Frage. 

Unübersehbar sind jedenfalls die großen Strohballen in  Regenbogenfarben, die sich im Doppelpack locker auf der Dachterrasse verteilen. Der Künstler Michael Beutler hat sie herstellen lassen. Fotografieren und darauf rumklettern ist erlaubt. Noch während man versucht, möglichst elegant ein Bein darauf zu setzen, um sich hoch zu schwingen, steht der offizielle „Fragenbeantworter“ da. Ja, die Ballen sind von einem speziellen Traktor traditionell gepresst worden. Nein, das ist kein Stroh.  
Das Material besteht aus Tausenden, jeweils einen Meter langen, bunten Sangria-Trinkhalmen. Aha! Das klingt doch recht lustvoll. Von den Ballen wieder runter und weiter zur Minigolfbahn. Irritierend nur, dass Ruinengebäude in Miniaturformat dabei umspielt werden müssen. Auf dem Weg dorthin tritt eine junge Frau plötzlich hinter dem blauen Kegelturm hervor. „Aux champs élysées....“, singt sie. Gut gelaunt kann man nun einstimmen oder aber einfach nur denken: „Was ist denn mit der los?“ Aber es ist Kunst, und zwar von Tino Sehgal mit dem Titel „This you“. Der natürliche Gesang kommt von der Interpretin spontan und intuitiv. Jedes Mal kann es ein neues Lied sein. Das Zusammentreffen zwischen Sängerin und Angesungenen ist dann die hohe Kunst der Kommunikation. Oder mit den Worten der Kuratorin Susanne Klein: „Nichts bleibt übrig vom Werk – nur der kurze, intensive und schöne Moment des gesanglichen Geschenks.“ Allein dafür lohnt sich der Weg nach Bonn.

Claudia Kursawe


TIPP:

Ärger im Paradies

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn

bis 11. Oktober 2015


http://www.bundeskunsthalle.de/index.html




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